OSTEOPATHIE
„Ein Arzt soll sich damit beschäftigen, Gesundheit zu finden.
Krankheit kann jeder finden.“ – Dr. Andrew Taylor Still
Am 22. Juni 1874 teilte der amerikanische Arzt Andrew Taylor Still der Öffentlichkeit die Geburt einer neuen Heilmethode mit: der Osteopathie. Wer war dieser A. T. Still, der kurz zuvor 18 Patienten nur mit seinen Händen von der Dysentrie geheilt hatte, einer Krankheit, die damals unweigerlich zum Tode führte, und welcher Weg führte ihn zu seinem neuen Heilverfahren?
Einen ganz besonders prägenden Einfluß scheint sein Vater gehabt zu haben. Der war Arzt, Bauer und Prediger. Diese drei Berufe des Vaters sind bei dem Sohn wohl zu einer besonderen Einheit im Denken und Handeln verschmolzen.
Seine erste, schon früh ausgeprägte Neigung galt der Medizin, speziell dem menschlichem Körperbau. Er wurde Arzt wie sein Vater. Er studierte am College für Medizin und Chirurgie in Kansas und erwarb sich durch viele Sektionen und orthopädische Eingriffe außerordentliche Kenntnisse im Bereich der Anatomie.
Er blieb aber auch seiner bäuerlichen Herkunft verbunden: als Land-wirtschaftsingenieur entwickelte er mit großem Erfolg landwirtschaftliche Maschinen. Menschliche Anatomie und Maschine: für ihn kein Gegensatz, sondern eine artikulierende Einheit. Beides ein System von Bändern, Drehpunkten, Hebeln, Gelenken und Muskeln. Der Mensch als Maschine – aber auch als Natur, quasi als Acker.
So wie es für den Acker und seine „Gesundheit“ unerläßlich ist, daß Wasser zufließen kann, unbehindert durch Dämme oder andere Blockaden, so wichtig ist es für den Menschen, daß die Körperflüssigkeiten ungehindert strömen können. Jede härtere Struktur im Menschlichen Körper kann das verhindern: Muskeln, innere Organe, Fascien, ganz besonders aber die härteste Struktur: der Knochenbau. Sie alle können weichere Strukturen komprimieren, Flüssigkeiten stauen und dadurch Koagulation, Fermentation im Gewebe und Nervenirritation bewirken. So entsteht „Osteopathie“, eine Krankheit durch Knochen (ossae), nicht eine Krankheit von Knochen.
Der Behandler, der Osteopath, braucht nur seine beiden Hände, um veränderte Strukturen wieder an ihren richtigen Platz zu bringen und so die Selbstheilungskräfte des Menschen zu befreien und zu aktivieren.
Denn Gott hat dem Menschen nicht nur Krankheit gegeben, sondern auch die Fähigkeit und die Mittel zum Gesundwerden – aus dieser Ansicht Stills spricht sicherlich das dritte väterliche Erbe, seine religiöse Überzeugung. Der Mensch braucht keine heilenden Mittel, die von außen kommen – Kräuter oder Medikamente – Gott hat die Mittel in ihn gelegt. Der Tod seiner Frau und zweier Kinder an Meningitis, der von den besten Ärzten und Medikamenten verhindert werden konnte, bestärkte ihn in diesem Glauben.
Zwischen 1878 und 1885 behandelte Still als rundreisender Osteopath Hunderte von Menschen. Danach entschloß er sich, obwohl überlaufen von Patienten, seine Kinder zu unterrichten. Er wollte beweisen, daß Osteopathie lehrbar und keine magische Gabe ist. 1892 gründete er die American School of Osteopathy in Kirksville. Als er 1914 starb war er schon längst zu einer Legende geworden, respektiert von jedem, der ihn kannte.
Osteopath geht nach einem strukturierten Untersuchungs- und Behandlungssystem vor. Er sucht in folgenden drei Systemen nach Bewegungseinschränkungen, die zu Dysfunktionen und zu Pathologien führen können:
– dem strukturellen System (dem Bewegungsapparat)
– dem viszeralen System (den inneren Organen)
– dem cranio-sakralen System (den Schädelknochen, Membranen und d. Sakrum)
Also spricht man von Struktureller Osteopathie, Viszeraler Osteopathie und Cranio-Sakraler Osteopathie.
Die vier Grundprinzipien der Osteopathie
Das erste Prinzip:
Der Körper ist eine Einheit. Der Mensch ist eine Einheit aus Körper und Seele.
Das zweite Prinzip:
Der Körper ist imstande, sich selbst zu regulieren, zu heilen und gesund zu halten
Das dritte Prinzip:
Struktur und Funktion beeinflussen einander.
Das vierte Prinzip:
Die osteopathische Behandlung folgt den ersten drei Prinzipien. Sie berücksichtigt gleichermaßen die Einheit des Körpers sowie die das Wissen um die Selbst-heilungskräfte und die Wechselbeziehung zwischen Strukturen und Funktion.
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